Nüsse und Esskastanien liegen zwischen goldbraunen Blättern, bunt leuchten Brombeeren, Hagebutten und Holunderbeeren aus den Hecken, in den Zeitungen werden Marmeladen und Likör-Rezepte gepriesen und manch einer beginnt in Omas Kochbuch zu stöbern. Es ist eindeutig: Der Herbst ist da und in uns Menschen erwacht der Urinstinkt des Sammlers.

Selbst eingefleischte Großstadtmenschen und Anhänger des convenience food ziehen mit Körben in Wald und Feld auf der Jagd nach saftigen Beeren und aromatischen Pilzen. Was früher lebensnotwendig war, um den Speisezettel mit Mineralstoffen und Vitaminen aufzuwerten, ist heute ein beliebtes Hobby – das Sammeln von Pilzen und Waldfrüchten.

Zu Gast in fremden Revieren, denn Hecken sind das Heim vieler Tierarten

Für Wildtiere sind die Früchte des Waldes aber auch heute noch überlebenswichtig. Denn nur durch die jetzt herrschende Fülle können sie entsprechende Vorräte für den kargen Winter anlegen. Verständlich, dass sie dafür Ruhe benötigen. Aber gerade die kann durch allzu eifrige Sammeltätigkeit, die bis in die entlegensten Lichtungen des Waldes führt, empfindlich gestört werden. Wiederkäuer, wie Reh und Rotwild, brauchen zum Beispiel für eine gesunde Verdauung eine gewisse Regelmäßigkeit in ihrer Nahrungsaufnahme, sonst kommt es zu Störungen im Pansenmilieu.

Jäger informieren und bitten daher gerade im Herbst Waldbesucher, in der Nähe der Wege zu sammeln, damit die Tiere nicht unnötig gestresst werden.

Auch in der eher eintöniger Feldlandschaft sollte die Natur so wenig wie irgend möglich beeinträchtigt werden. Hecken stellen hier lebensnotwendige Biotope für viele Tierarten, vom Käfer bis zum Igel, dar, die Nahrung, Schutz und Wohnraum bieten. Sammler sollten sich ihrer Rolle als Gast daher immer bewusst sein. Zertrampelte Brombeerböschungen, abgebrochene Äste und Reste des Picknicks sind nicht nur “kein schöner Anblick”, sondern bedeuten auch den Tod von Pflanzen und den Lebensraumverlust für Tieren.

Gesammelt werden darf wirklich nur für den eigenen Bedarf. Es ist schade und unnötig, wenn die mühsam gepflückten Brombeeren zu Hause verschimmeln, weil die Zeit zum Einkochen nicht reicht. Pilze und Pflanzen, die für den Menschen giftig sind, sollten niemals zerstört werden, denn auch sie erfüllen wichtige Aufgaben im Ökosystem.

Beeren- und Pilzsicher?

Nicht jeder Wiesenpilz ist gleich ein Champion. Auch viele verlockende Beeren sind für den Menschen nicht genießbar. Besonders Kinder müssen eindringlich davor gewarnt werden, von unbekannten Büschen und Bäumen zu naschen.

Aber auch für die Erwachsenen gilt: Im Zweifel lieber Finger weg!. Gerade beim Pilzesammeln sind Urgroßmutters Rezepte zur Erkennung von Giftpilzen wie “schwarzanlaufende Silberlöffel” oder “Insekten fressen keine giftigen Pilze” leider völlig wertlos und sehr riskant.

Die gefährlichsten Pilze Mitteleuropas sind übrigens die Knollenblätterpilze, die für 90% aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich sind. Ihr Gift ist schon in kleinsten Mengen wirksam. Da die Hauptwirkung erst nach 8-48 Stunden eintritt, nützen übliche Maßnahmen wie das Magenauspumpen nicht mehr. Laien sollten daher lieber alle Pilze mit Stielknolle, Stielmanschette und weißen Lamellen meiden.

Vorsicht Fuchsbandwurm

Nicht nur Pilz- und Pflanzengifte können uns Menschen gefährlich werden, Eier eines lebensbedrohlichen kleinen Parasit lauern auf Pilzen und Beeren: Der kleine Fuchsbandwurm – ein Darmparasit des Fuchses, der seine Eier über den Fuchskot verbreitet. Diese Eier können durch Regen ausgewaschen, vom Wind verweht oder durch Insekten etc. verschleppt werden und schließlich sogar auf Brom- und Himbeeren landen, die über Fuchshöhe hängen.

Leider kann auch der Mensch durch Aufnahme der Eier schwer erkranken. Die Fuchsbandwurmlarven führen zur Zerstörung des Lebergewebes und ohne Behandlung meist zum Tod des Patienten.

Um eine mögliche Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu vermeiden, sollten Beeren und Pilze daher vor dem Verzehr auf mindestens 60°C erhitzt werden. Einfrieren lässt die Bandwurmeier leider völlig kalt. Gründliches Waschen der Waldernte mindert zwar das Infektionsrisiko, bietet aber keinen absoluten Schutz.

(Quelle: Deutscher Jagdverband)