Alle 2,5 Minuten passiert ein Wildunfall. Dann suchen Jägerinnen und Jäger in Deutschland mit Hunden verletzte Tiere und stellen Bescheinigungen für Autofahrer aus. Damit es künftig weniger kracht, fördern Jägerinnen und Jäger Erforschung und Bau von Querungshilfen oder Wildwarnanlagen an Straßen. Nach einem Unfall mit einem Wildtier, nimmt die Polizei den Unfall zwar auf. Dann ruft sie – auch mitten in der Nacht – den für das Revier zuständigen Jäger oder die zuständige Jägerin an. Diese/r stellt die Wildunfallbescheinigung aus, entsorgt das überfahrene Wild und übernimmt eventuell notwendige Fangschüsse oder Nachsuchen. Das machen Jäger und Jägerinnen freiwillig und ehrenamtlich. Eigentlich wäre es Aufgabe der Straßenbaulastträger.
Mehr Autos, mehr Wildunfälle

Seit 1975 hat sich die Verkehrsdichte auf deutschen Straßen vervierfacht. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Wildunfälle verfünffacht. Experten nennen die steigende Mobilität des Menschen als Hauptursache für die steigende Zahl von Wildunfällen. Das Projekt des Deutschen Jagdverbandes (DJV) „Überwindung von Barrieren – Wirkung von Barrieren auf Säuger und Reptilien“ hat beispielsweise gezeigt, dass ab einem Verkehrsaufkommen von etwa 15.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden eine Straße selbst für große Arten, wie Hirsch und Reh, wie eine unüberwindbare Barriere wirkt. Derzeit fahren auf deutschen Bundesstraßen 9.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden und Straßenabschnitt und 48.000 auf Autobahnen, das legen die „Daten zur Natur“ des Bundesamtes für Naturschutz dar.
Verkehr als Todesursache Nummer eins – Den Artenschutz auf die Probe stellen

Um die zehn Prozent macht die Verkehrsmortalität an der Gesamtmortalität bei Hirschen und Rehen aus. Im Vergleich zu seltenen Arten ist dies ein geringer Wert: Der Verkehr ist mit 80 Prozent die Haupttodesursache bei Wildkatzen. Von allen Fischottern, die sterben, lassen 70 Prozent ihr Leben auf der Straße. Bei Luchs und Wolf liegt der Anteil bei 50 Prozent.
Die schlichte Formel „Höhere Abschusszahlen durch Jägerinnen und Jäger in Deutschland, weniger Wildunfälle“ greift viel zu kurz! Denn: Für Wildschweine beispielsweise hat sich der Lebensraum in den letzten 40 Jahren verdreifacht – und sie besetzen diese Räume auch. Folgerichtig ist im selben Zeitraum die Zahl des erlegten Schalenwildes um 130 Prozent in Deutschland gestiegen. Eine Studie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (TI), unter Leitung von Dr. Frank Tottewitz, nennt als Hauptgrund für die Zunahme des Schalenwildes in Deutschland und Europa den drastischen Wandel in der Kulturlandschaft. Der Anbau von energiereichem Raps und Mais ohne Bitterstoffe sowie die Vergrößerung der Felder bieten gerade Schalenwild, also Reh, Hirsch und Wildschwein mehr Nahrung. Doch Naturschutz und Artenschutz sollten hier zusammenarbeiten.
Lebensräume wieder vernetzen - Artenschutz leicht gemacht

Der Schlüssel für weniger Wildunfälle liegt unter anderem in der Wiedervernetzung der Lebensräume, damit Tiere wieder barrierefrei wandern können. Wie sich Querungshilfen optimal in die Landschaft einbauen lassen, zeigt das Projekt "Holsteiner Lebensraumkorridor". Wissenschaftler des Forschungsprojektes „Wildunfälle verhindern: Was hilft wirklich? Präventionsmaßnahmen auf dem Prüfstand“ in Schleswig-Holstein überprüfen Wildwarnreflektoren auf ihre Wirksamkeit.


(Quelle: Deutscher Jagdverband)

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