Einmal im Jahr kommt der Wald in die Kirche: Dann dominiert die Farbe Grün unter den Gottesdienst-Besuchern im Mittelschiff, statt Orgelmusik erklingen Jagdhörner und bunte Blätter und Waldfrüchte tauchen den Altarraum in herbstliche Farben.
Es ist der dritte November: Der Tag, an dem Jäger im ganzen Land in Messen den Heiligen Hubertus ehren. Doch nicht nur in Gottesdiensten gedenken die Jäger ihrem Schutzpatron: Viele von ihnen nehmen – hoch zu Ross, festlich gekleidet und begleitet von Hundemeuten – an traditionellen Hubertusjagden durch Feld, Wald und Flur teil.
Doch wer war eigentlich der Mann, den die Jäger für seinen umsichtigen Umgang mit der Natur ehren?
Bevor er sich in den Dienst der Kirche stellte, war Hubertus alles andere als ein Heiliger. Der Edelmann und passionierte Jäger war berüchtigt für seine Zügellosigkeit. Er jagte, um zu fliehen – vor sich selbst und seinem Seelenleid: Denn der Adelige, der um 655 als erster Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse in Aquitanien geboren und ein Nachkomme französischer Könige sein soll, war verzweifelt. Seine Frau, die Grafentochter Floribana von Löwen, verstarb bei der Geburt seines Sohnes. Trost suchte Hubertus in der Natur: Um sich abzulenken und den Schmerz über seinen Verlust zu betäuben, ging er ständig auf die Jagd.
Rücksichtslos stellte Hubertus dem Wild nach – bis zu einer schicksalhaften Begegnung. Als der Jäger an einem Feiertag einem imposanten Hirsch auf den Fersen war, blieb das Tier plötzlich stehen und drehte sich zu seinem Verfolger um. Zwischen den Geweihstangen leuchtete ein goldenes Kreuz. Zugleich soll Hubertus eine Stimme vernommen haben, die ihn vor zu viel weltlichen Ausschweifungen warnte. Tief beeindruckt von diesem Erlebnis, schwor der französische Edelmann seinem bisherigen Lebensstil ab und ließ sich zum Priester weihen. Ihm wurde klar, dass er den Schöpfer im Geschöpf erkannt hatte und setzte sich fortan für den Erhalt von Flora und Fauna ein. Ehrfurcht und Achtung vor dem Leben – das ist es, wofür Hubertus seitdem stand und was er den Jägern als Botschaft hinterließ. Im Jahr 727 starb Hubertus als Bischof von Lüttich, am 3. November 743 wurde er heilig gesprochen.